Stevia – ein erster Erfahrungsbericht
Eines vorneweg: Als umfassender Zuckerersatz für alles und jedes ist Stevia nicht zu verwenden, da der Süßstoff für die Geburtstagstorte vielleicht doch ein klein wenig zu bitter ist. Dennoch stellt die ursprünglich aus Paraguay und Brasilien stammende Pflanze vielfach eine interessante, weil kalorienfreie Alternative dar.
Während Steviosid als Konkurrenz zu Zucker in Japan schon 1973 zugelassen wurde, kam der süße Tausendsassa in Europa und den USA erst nach einem Spießrutenlauf und zahlreichen gesundheitlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen offiziell auf den Markt (EU: 14. 11. 2011. Seither legt Stevia jedoch einen Siegeszug ohnegleichen hin, ist in Softdrinks, Joghurts, Eis, Kaugummis… aus dem Supermarkt enthalten und in vielerlei Formen und Konzentrationen erhältlich – genau das macht es auch schwierig, einen Durchblick und damit das für seinen Bedarf perfekte Produkt zu bekommen.
Da wären einmal die unterschiedlichsten Konzentrationen: Die hängen von der Art ab, wie Stevia daherkommt und reichen vom 30-fachen bis zum 450-fachen der gewohnten Zuckersüße.
Am natürlichsten in Bezug auf die Konzentration ist die Pflanze selbst: Man kann sie wie eine Zierpflanze am Fensterbrett ziehen und hie und da wie die Südamerikaner seinen Tee mit ein, zwei Blättern süßen. Die mehrjährige Pflanze wird ca. einen Meter hoch, benötigt Sonne bis Halbschatten und ist ansonsten pflegeleicht. Auch getrocknete, zerstoßene Blätter eignen sich zum Süßen von (Kräuter-)Tees (und sind relativ leicht zu dosieren) – zum Kaffee jedoch schmecken sie schon weniger.
Zum Süßen von Kaffee ist die Produktvielfalt wesentlich größer: Einerseits gibt es weißes bis hellgelbes Steviosid-Pulver, das von sehr-sehr-sehr (!) süß bis sehr süß erhältlich ist. Das bedeutet: Höchste Vorsicht bei der Dosierung (oft reicht eine Zahnstocherspitze!), sonst ist die reine Süße schnell unerträglich! Da die Angaben auf den Produkten nicht immer funktionieren, bleibt nur vorsichtiges Kosten.
Weiters existiert Stevia-Extrakt in Ölform. Meist in kleinen Fläschchen angeboten, kann man die Tropfen leicht zählen, auch ist die Süße nicht ganz so stark wie bei den diversen Extrakten. Sowohl der Extrakt als auch das Pulver entstammen der Steviapflanze.
Oft gar nicht damit zu tun haben allerdings die kleinen Perlen, die wie Candisin zum Zuckern von Kaffee angeboten werden (und oft auch mit Kandisin vermischt sind). Ihr Vorteil: Die einfache Dosierung. Ihr Nachteil: In Labors irgendwo auf der Welt synthetisiert, ähneln viele derartige Produkte Stevia zwar chemisch, haben aber nie eine Pflanze gesehen.
Stevia und die Gesundheit – eine Erfolgsgeschichte? In Japan hat Stevia als Zuckerersatz in wenigen Jahren über 40 Prozent Marktanteil erobert. Mit ein Grund dafür: Stevia ist extrem kalorienarm und auch für Diabetiker sehr gut geeignet (senkt angeblich sogar den Blutzuckerspiegel). Weiters wirkt sich Stevia negativ auf die Entstehung von Karies aus, es soll sogar Naturvölker in Südamerika geben, die mehrmals täglich Steviablätter zur Zahnpflege kauen. Kolportiert wird auch, dass Stevia verdauungsunterstützend, blutdrucksenkend und wundheilungsfördernd sei (äußerlich angewendet).
Auf Grund der Tatsache, dass Stevia allerdings eine extreme Konkurrenz gegen Zucker darstellt, wird von verschiedensten Seiten mit Argumenten von nicht nachgewiesener Gentoxizität bzw. Verminderung der Fruchtbarkeit beim Mann auch vor dem Verzehr gewarnt.
Fazit: Stevia schmeckt vollmundig, (sehr) süß und ein klein wenig bitter. Ob einem Pulver, Öl oder Blätter mehr zusagen, muss man selbst ausprobieren. Dank der Kalorienarmut und weil es – im Gegensatz zu Zucker – kein Karies auslöst, ist es auf jeden Fall interessant. Immer mehr bekannte Marken (z. B. Coca Cola) verwenden Stevia zum Süßen, auch die Backrezepte werden von Tag zu Tag mehr. Die neue Süße ist also auch in Europa auf dem Vormarsch und bald in aller Munde.
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