Training und Ernährung sind einfach, weil der Körper komplex ist
Viele Menschen versuchen, beim Training jedes einzelne Detail zu perfektionieren. Das ist aber gar nicht nötig.
Viele Menschen versuchen beim Training, so viele Details wie möglich zu optimieren, damit man so effizient wie möglich trainiert. Dabei verlieren sie aber das große Ganze aus dem Blick: Der Körper ist ein extrem redundantes, nicht lineares und chaotisches System. Deshalb hat er viele Möglichkeiten, ein Ziel zu erreichen. Hier finden Sie zum Beispiel eine Grafik mit einigen der Signalwege, die zu Muskelhypertrophie, also Muskelwachstum, führen.
All diese Faktoren werden in unterschiedlichem Ausmaß von Ernährungs- und Trainingsfaktoren beeinflusst. Ob man nun aber jedes einzelne Detail beim Training perfektioniert oder nicht, macht nur einen geringen Unterschied und ist im Grunde nur für Spitzensportler wirklich relevant.
Braucht der Körper Treibstoff für Muskelwachstum?
Im Grunde gibt es nur drei energetische Makronährstoffe, die für den Muskelaufbau benötigt werden (Kohlenhydrate, Protein und Fett). Hat man nun eine umfassende Versorgung mit diesen drei Nährstoffen, ist man auf einem guten Weg, um Muskelmasse aufzubauen. Viel mehr benötigt es ernährungstechnisch als Basis nicht.
Muss der Körper eine spezifische Bewegung ausführen, um Masse in eine spezifischen Muskel aufzubauen?
An den meisten Gelenken finden sich mehrere Muskeln, die eine bestimmte Bewegung ausführen können. Die meisten Menschen brauchen sich den Großteil der Zeit keine Sorgen darüber machen, welche Muskeln genau benutzt werden – unser Nervensystem kümmert sich darum, ohne dass wir bewusst darüber nachdenken müssen. Außerdem ist es sowieso vorteilhafter, sich auf die Bewegung als ganzes zu fokussieren, statt nur auf eine einzelne Muskelgruppe.
Du willst also durchtrainiert sein?
Es gibt viele verschiedene Signalwege in unserem Körper, die zu Muskelwachstum führen. Das heißt, dass viele Trainingsparameter, die ausreichend herausfordernde sind, unsere Muskeln wachsen lassen.
Natürlich gibt es für unseren Körper verschiedene Wege, einen bestimmten Zweck zu erreichen; manche sind sehr, andere weniger effizient. Damit muss man sich aber erst auf der Top-Performance-Ebene beschäftigen. Oft werden die Unterschiede einzelner Parameter stark überbetont, wobei diese für die meisten Menschen die meiste Zeit eigentlich unerheblich sind; sie machen einfach nur einen minimalen Unterschied.
Vergleich sind irreführend
Wir verwenden gerne mechanische Vergleiche, wenn wir unsere Körper erklären. Die sind aber, so ehrlich muss man sein, nicht sehr gut. Schauen wir uns z. B. den Vergleich des Körpers mit einem Auto an. Ein Auto braucht Treibstoff, um zu funktionieren. Solange es diesen hat, funktioniert es gleichermaßen gut. Ist der Tank leer, funktioniert es gar nicht mehr. Außerdem kann es seinen Zweck nur auf eine Art erfüllen. Wenn also ein Teil nicht mehr richtig funktioniert, hört die ganze Maschine auf zu arbeiten. Ein Auto ist also linear, Ursache und Wirkung sind einfach zu unterscheiden.
Unser Körper ist viel komplexer. Sehen wir ihn als lineares System, dann ist es einfach, sich in den Details zu verlieren. In einem linearen System kann eine kleine Änderung den Unterschied zwischen optimaler Funktion und Stillstand bedeuten. Eine kleine Änderung hat also vorhersehbare Konsequenzen.
In einem chaotischen, komplexeren, nichtlinearen System (wie unser Körper eines ist) sind geringfügige Änderungen weniger wichtig. Dinge wie z. B.:
- Cardio auf nüchternen Magen
- Sechs Mal pro Tag essen
- Nahrungsergänzungsmittel, die man nach dem Training nehmen muss
- die perfekte Wiederholungsanzahl
sind einfach weniger wichtig. Nicht, dass diese Dinge keinen Unterschied machen. Es ist aber so, dass dieser Unterschied bei den Ergebnissen nur klein sein wird. Es sind nämlich nur Details und nicht das große Ganze.
Fazit
In einem chaotischen, redundanten System wie dem menschlichen Körper verschwinden kleine Änderungen meist einfach im “Hintergrundrauschen”. Die wichtigsten Faktoren für die Körperzusammensetzung und die Menge der Muskelmasse sind bei weitem die Kalorienaufnahme, die Proteinaufnahme und das Trainingsvolumen. Fügt man noch die Trainingsintensität und die -spezifität hinzu, hat man alles beisammen, das auch die Stärke bestimmt.
Der Rest sind nur Details. Wie gesagt, es ist nicht so, dass Details nicht zählen. Ist man aber kein Eliteathlet, der versucht, jeden kleinsten Vorteil beim Training herauszukitzeln, sind die Details nicht so wichtig. In einem komplexen, redundanten System haben Details am Ende nur eine geringe Wirkung.
So haben wir es der Komplexität unseres Körpers zu verdanken, dass wir relativ unkompliziert trainieren können.
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